Studientag des Kollegiums zum Thema „Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt“ am 3.4.2024

Einem wichtigen Thema widmete sich der diesjährige Studientag des Kollegiums direkt nach den Osterferien. Es ging um die Frage, wie man Schule verändern kann und muss, damit sie im Blick auf sexualisierte Gewalt zum einen ein möglichst sicherer Ort sein kann – und zum anderen ein Ort, an dem Betroffene kompetente Ansprechpersonen und Hilfe finden können.

Weil das Thema der sexualisierten Gewalt für alle gesellschaftlichen Gruppen und Zusammenhänge bedeutsam ist, wurde schon vor geraumer Zeit ein Prozess in Gang gesetzt, in dessen Rahmen alle Schulen an einem institutionellen Schutzkonzept arbeiten sollen. Am SMG nimmt diese Aufgabe unter anderem ein gemeinsamer Arbeitskreis von Eltern, Schülern und Schülerinnen sowie Lehrerinnen und Lehrern wahr, der seit November 2022 regelmäßig tagt. Nach einer Bestandsaufnahme über bereits vorhandene Präventionsangebote wurde durch ihn eine Online-Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern der 8.-13. Klasse durchgeführt und eine kurze Unterrichtseinheit für die Klassen 5-7 entwickelt.

Der Studientag des Kollegiums stellt im Ablauf zur Entstehung eines Schutzkonzeptes einen (weiteren) wichtigen Meilenstein dar (s. Grafik).

Er dient dazu, das Lehrerkollegium für das Thema sensibler zu machen und Vereinbarungen vorzubereiten, die sowohl Schutz als auch Hilfe für Betroffene leichter möglich machen sollen. Diese werden unter dem Titel „Verhaltenskodex“ häufig als Teil des institutionellen Schutzkonzeptes diskutiert und als Selbstverpflichtung des in der Schule arbeitenden Personals beschlossen.

Bei der Planung des Studientages am SMG wurde das Vorbereitungsteam, bestehend aus den Lehrerinnen und Lehrern des Arbeitskreises Schutzkonzeptentwicklung (Frau Eichner, Frau Kloos, Frau Fess, Frau Schott, Frau Herfurth, Herr Ballmann, Herr Schowalter und Herr Brilmayer) von Frau Kissel und Frau Jäckel vom schulpsychologischen Dienst unterstützt.
Im ersten Teil des Studientages gab Dr. von Irmer vom schulpsychologischen Dienst in einem interaktiven Vortrag dem versammelten Kollegium einiges an Einblicken in die Forschung und Statistiken sowie in die eigenen Einschätzungen und Bewertungen von Situationen rund um das Thema sexueller Missbrauch/sexualisierte Gewalt. Beeindruckend und erschreckend für uns alle war die weite Verbreitung des Phänomens, die es nahelegt, dass es auch am SMG viele Betroffene geben wird.

Dr. von Irmer

Im zweiten Teil des Vormittags wurde mit Hilfe einer in Belgien entwickelten Handreichung („Sensoa-Flaggensystem“) das Gespräch über die Einschätzung verschiedener Situationen angeregt, die im Schulalltag vorkommen können. Um darüber gesprächsfähiger zu werden, wo die Grenzen liegen, führt dieses System die Kriterien „Zustimmung/Einverständnis, Freiwilligkeit, Gleichheit/Gleichwertigkeit, Alters- und Entwicklungsangemessenheit, Kontext und Selbstachtung/Selbstrespekt“ ein. Das Kennenlernen dieser Kriterien und ihre Einübung an konkreten Fallbeispielen wurde vom Kollegium in großen Teilen im Nachgang als sehr hilfreich zurückgemeldet.


Am Nachmittag wurden dann in 10 verschiedenen Workshops herausfordernde Situationen z.B. in den Bereichen Sport, Fahrten, Einzelgespräche, Soziale Medien, Sprache, Kleidung bearbeitet, mit dem Ziel, erste Formulierungsvorschläge für einen Verhaltenskodex zu entwickeln. Auch hier unterstützte der schulpsychologische Dienst in Person von Dr. von Irmer, Frau Kissel und Frau Jäckel die Arbeitsgruppe des Kollegiums durch ihr Know-How.
Mittlerweile sind die Ergebnisse dieses Nachmittags vom Arbeitskreis Schutzkonzept weiter beraten worden und ein erster Entwurf für einen Verhaltenskodex für die Unterrichtenden am SMG ist auf dem Weg zur Beratung in den schulischen Gremien.

Betrachtet man den gesamten Prozess, kann der Studientag nur ein Zwischenschritt sein, dem noch viele weitere folgen müssen. Nicht nur der Verhaltenskodex, sondern auch die Schritte zu Interventionen müssen abgestimmt werden. Hilfestellung zum persönlichen Handeln bietet dazu die online Fortbildung „Was ist los mit Jaron?“. Der Arbeitskreis widmet sich auch der Frage, wie die vorhandenen Hilfsmöglichkeiten am SMG und darüber hinaus noch besser bekannt gemacht werden können. Als ein Puzzleteil auf dem Weg hin zu einer Schule, die in einem noch größeren Maß als bisher „Schutz- und Kompetenzort“ im Blick auf sexualisierte Gewalt sein kann, war der diesjährige Studientag am SMG nach Einschätzung des schulpsychologischen Dienstes und der Vorbereitungsgruppe ein Erfolg.

Stefan Brilmayer und Maren Herfurth