„Oh my Valentime“: Wofür sind wir verantwortlich?

Gau-Algesheim, den 15.03.2024

„Oh my Valentime“. Das ist der Name eines Theaterstücks, das im Februar 2024 rund 200 Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse des Sebastian-Münster-Gymnasiums zu sehen bekamen. In dem künstlerisch sehr gelungenen Theaterstück spielt die Schauspielerin Clarissa Schneider die junge Frau Marie.

Marie erzählt von den Erlebnissen ihrer Jugend, den schönen Momenten, aber auch den Tragödien, die sich vor langer Zeit ereigneten. Das Reflektieren und Reproduzieren wirkt stark emotionalisierend. Dadurch kann sich auch der Zuschauer identifizieren und die Emotionen miterleben. Doch das Theaterstück hat einen tieferen Sinn, der mich auch dazu bewegte, meine Gedanken zu Papier zu bringen

Am 1. Februar 2020 geschah ein tragisches Unglück. Der 17-jähriger Schüler Florens Valentin Steck verunglückte in der Nacht auf dem Nachhauseweg entlang einer Bahnstrecke. Florens besuchte damals ebenfalls die 11. Klasse des Sebastian-Münster-Gymnasiums. Das war ein tiefer Schock und ein einschneidendes Erlebnis für sein familiäres und sein freundschaftliches Umfeld.

Die Mutter Valetins entschloss sich, ihren schmerzlichen Verlust auch in Form eines Theaterstücks aufarbeiten zu lassen.

Marie, die dargestellte Person, ist hierbei die beste Freundin von Valentin. Valentin ist nicht wirklich ganz und gar Florens. Aber der Autor des Stücks, Tino Leo, hat die Figur ihm nachempfunden. Die Vor- und Nachgeschichte werden aus der Sicht der jungen Frau erzählt. „Oh my Valentime“ ist ein Theaterstück, das sich um Verantwortung dreht. Aber auch um jugendlichen Übermut. Um das Gefühl der Unverletzlichkeit und die tiefe Sehnsucht nach der eigenen Identität. Und um den stetigen Hunger, neue Erfahrungen zu machen und Neues zu erleben. „Kaum flügge, mitten aus dem Leben gerissen.“

Florens, der in Folge einer Party verunglückt ist, war allein unterwegs. Könnte er noch leben, wenn das nicht so gewesen wäre? Eine der Fragen, auf die das Stück aufmerksam machen möchte. Verantwortungsvoller Alkoholkonsum,
Selbstverantwortung, aber auch die Verantwortung anderen gegenüber beim Sich-Ausprobieren. Wann muss ich dem Anderen sagen „Es ist genug!“? Wann muss ich Hilfe holen, anstatt wegzuschauen?

„Oh my Valentime“ ist ein Stück, das bewegt, schockiert und beeindruckt zugleich. Ein Stück mit symbolträchtigem Charakter. Im Anschluss an die diesjährige Aufführung wurde in den Religions- und Ethik-Kursen das Gesehene verarbeitet. Der generelle Tenor war ähnlich. Spannend war jedoch, was für unterschiedliche Lehren daraus gezogen wurden. Der Inhalt wirkt zumeist warnend und zur Vernunft rufend.

Die dazu beeindruckende künstlerische Darstellung in Einklang mit dem Wissen um die dramatische Geschichte, auf der sie basiert, regt zum Nachdenken an und eröffnet neue Perspektiven. Mehr Jugendliche und junge Menschen sollten davon profitieren dürfen. Dem Tod von Florens wenigsten noch etwas Sinn abzuringen, ist das Ziel. Dies ist gelungen!

Philipp Maurice Dietrich