Aus der Kostümwerkstatt: Traumhafte Gewänder für den „Sommernachtstraum“ am SMG

Im vergangenen Oktober hat das Oberstufen-Theater unter der Regie von Christoph Klein die Proben für Shakespeares schönste (und verrückteste) Komödie aufgenommen, den „Sommernachtstraum“. Wie schon in den vergangenen Jahren bin ich auch dieses Mal wieder für die Kostüme zuständig.

Beatrice Frenz

Im Folgenden möchte ich die Figuren des Stücks kurz vorstellen und dann erklären, wie die einzelnen Kostüme zustande gekommen sind, und zwar in der Reihenfolge, in der ich sie entworfen habe:

Hippolyta

Hippolyta war die Königin der Amazonen, bis sie von Theseus, dem Herrscher von Athen, im Kampf besiegt wurde und ihn nun – so sind die Regeln im Mythos – heiraten muss. Für ihr Kostüm habe ich alle diese Komponenten miteinbezogen. Als Königin trägt sie natürlich gold, als Herrscherin von Athen und unfreiwillige Braut ist ihre Farbe schwarz und als Amazone ist ihr Kleid eng, ohne ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken.

Theseus

Theseus ist der Herr von Athen, hier herrscht er mit harter Hand. Doch am stolzesten ist er darauf, Hippolyta gewonnen zu haben. Seine Farben sind die gleichen wie Hippolytas, gold und schwarz, wobei bei ihm das schwarz auch eine Anspielung auf sein starres Schwarz-Weiß-Denken darstellt. Für sein Kostüm hat die römische Toga Pate gestanden, so dass eine große Stoffmenge mit dramatischem Faltenwurf verarbeitet wurde.

Oberon

Oberon ist der Elfenkönig, der gerade mit seiner Frau, der Elfenkönigin Titania, völlig zerstritten ist. Da er ebenfalls ein König ist, habe ich für sein Kostüm den gleichen Schnitt verwendet wie für Theseus´ Kostüm, allerdings ist Oberons Toga kürzer und mit Bändern dekoriert. Seine Farbe ist dunkelgrün, da sein Herrschaftsbereich die freie Natur ist. Als Ergänzung trägt er eine Krone aus Efeublättern und Pinienzweigen.

Puck

Puck ist mehr Kobold als Elf. Er tut im Großen und Ganzen, was Oberon ihm befiehlt, richtet dabei aber zu seiner eigenen Freude ziemlich viel Chaos an. Da er zu keiner der Personengruppen im Stück vollständig gehört, hat er ein ganz eigenes Kostüm bekommen, nämlich eine knielange Hose und eine weite Weste. Seine Farben sind verschiedene Rottöne.

Die Elfen sind Titanias Begleiterinnen und Dienerinnen. Um kenntlich zu machen, dass sie eine Gruppe bilden, tragen alle Elfen grundsätzlich das Gleiche: Sie alle haben knielange, ärmellose Kleider in altrosa. Um die einzelnen Elfen aber trotzdem unterscheiden zu können, haben sie Flügel und Überröcke in verschiedenen Farben an. Die beiden unbenamten Elfen haben dafür als Farben einmal hellrosa und einmal dunkelrosa erhalten, bei den anderen habe ich mich an den Namen orientiert, so dass Senfsamen in gelb, Motte in graubraun, Spinnweb in weiß und Bohnenblüte in blau eingekleidet ist.
Für die Herstellung der Elfenkleider geht an dieser Stelle ein herzlicher Dank an Anna Mann aus der 12. Jahrgangsstufe!

Titania

Titania ist die Elfenkönigin, die sich im Lauf des Stücks heftig in einen ziemlich schlichten Athener Handwerker verliebt, dem Puck einen Eselskopf angezaubert hat. Ihr Kostüm verwendet den gleichen Schnitt wie die Elfenkostüme, aber als Königin der Elfen bekommt sie von allem mehr: Ihr Kleid hat mehr Länge, so dass es ihr bis zu den Knöcheln geht, sie hat mehr Flügelpaare, nämlich drei statt nur einem, und sie hat mehr bzw. dunklere Farben, so dass ihr Kleid dunkelpink ist und ihr Überrock aus vier Rosatönen besteht. Als Ergänzung trägt sie wie Oberon eine Krone, die für sie aus Blättern und Blüten besteht.

Helena und Hermia

Helena und Hermia sind zwei junge Athenerinnen, die eigentlich Freundinnen sind, aber schon am Beginn des Stückes in einen Konflikt um einen Mann geraten. Hermia liebt Lysander, soll aber Demetrius heiraten, Helena liebt Demetrius und ist furchtbar eifersüchtig auf Hermia. Beide sind ähnlich gekleidet und tragen ein kurzes Kleid, das am Beginn und am Ende des Stücks mit einem langen Rock, Gürtel und Schleier ergänzt wird. Ihr Unterscheidungsmerkmal ist vor allem die Farbe: Für Helena habe ich die Farbe der Eifersucht – grün – gewählt, Hermia ist in blau eingekleidet.

Lysander und Demetrius

Lysander und Demetrius sind zuerst Rivalen um Hermia, später dann, nachdem Puck sich eingemischt und sie verzaubert hat, um Helena. Beide tragen eine weiße Tunika, denn auf der Bühne markieren hellere Farben meistens jüngere Figuren, und beide haben einen Überwurf, der sich an den Farben der beiden Frauen orientiert, so dass Lysanders Überwurf blau ist wie Hermias und Demetrius´ grün wie Helenas.

Egeus

Egeus ist Hermias Vater, der sie so dringend mit Demetrius verheiraten will, dass er Theseus anruft, um sein Recht durchzusetzen. Egeus´ Tunika ist blau, um die Familienzugehörigkeit zu Hermia zu zeigen, und sein Überwurf ist weiß, um seine Nähe zum Hof zu symbolisieren.

Philostrat

Philostrat ist Haushofmeister an Theseus´ Hof. Er trägt eine Toga wie sein Herr, allerdings ist sie bei ihm weiß, um den Gedanken des Schwarz-Weiß-Denkens am Athener Hof aufzugreifen.

Die Handwerker haben es sich in den Kopf gesetzt, für die anstehende Hochzeit ihres Herrschers ein Stück einzustudieren. Leider geht ihr Vorhaben weit über ihre Fähigkeiten hinaus, da sie ja nur einfache Bürger sind. Diese Gruppe des Stücks wird, wie es schon zur Tradition geworden ist, nicht von Schülern der Oberstufe, sondern von Lehrern gespielt. Für diese Figuren wurden keine neuen Kostüme hergestellt, da sie alle recht einfach in Hose, Hemd, Weste und Hut gekleidet sind.

Nur für eine der Figuren, Zettel, war eine Neuanfertigung nötig: Zettel wird bei einer Probe im Wald von Puck verzaubert und erhält einen Eselskopf. Diesen Eselskopf habe ich nach einem Kapuzenschnitt aus grauem Nikkistoff realisiert.

Damit sind wir am Ende angelangt. Wer die vorgestellten Kostüme nun auf der Bühne in Aktion erleben möchte, ist herzlich zu den diesjährigen Aufführungen eingeladen: Wir spielen am 19.04., 21.04., 26.04., 27.04. und 30.04. in der Aula des SMG und am 23.04. im Unterhaus in Mainz.

Beatrice Frenz